Prof. Dr. Tobias Rothmund

Tobias Rothmund
ist Professor für politische Psychologie an der Schiller-Universität in Jena.

Wie im Samen der ganze Baum veranlagt ist, so ist im Menschen der Staat veranlagt  (Aristoteles):

Viele Annehmlichkeiten unseres (post-)modernen Lebens sind ohne Gesellschaft und Staat nicht denkbar. 

Gleichzeitig stellt uns die soziale Organisation vor komplizierte Probleme und Herausforderungen.

Es geht um Chancen und Risiken für die Weiterentwicklung der demokratischen Gesellschaft.

Aktuell wird viel über Risiken gesprochen:

Hetze im Netz, Filterblasen bei der Meinungsbildung, Probleme beim Datenschutz.

Es gibt jedoch auch Möglichkeiten der Gestaltung demokratischer Beteiligungsverfahren ...

Mehr dazu beim Zukunftsfestival!

 

Wann, wo spricht Tobias Rothmund und was kostet das Zuhören?
Am Sonntag, 5. Mai, 16:15 Uhr und ab 17 Uhr nimmt er teil am Science Hock unterm Sternenhimmel.

Das kostet jeweils nichts, wir bitten Sie nur um eine Spende nach Belieben.

 

 


Das schriftliche Interview mit Tobias Rothmund:

 

1.    Frage: In der Sendung Anne Will vom 31. März 2019 tritt Greta Thunberg auf und will, dass sich in der Klimapolitik einfach etwas ändert. Jetzt und deutlich. Warum passiert das nicht? 
Antwort:  Klimawandel stellt ein Problem dar, für dessen Verständnis Menschen nicht gemacht sind. Die negativen Folgen sind langfristig, abstrakt und kontinuierlich. Um den Klimawandel zu stoppen, benötigen wir aber kurzfristige, konkrete und radikale Veränderungen in unserem Lebenswandel. Vielen Menschen fällt es schwer, diese Art von kurzfristigen Opfern zu erbringen um langfristig etwas Positives zu erreichen. 

2.    Frage: Seit zwei Jahren haben wir einen amerikanischen Präsidenten, der permanent lügt.
Wieso ist er noch im Amt?
Die USA sind ein gespaltenes Land. Demokraten und Republikaner misstrauen sich fast schon aus Prinzip. Die Zugehörigkeit zu einer kulturellen Gruppe zählt daher mehr als die Wahrheit. 
In dem Zusammenhang fällt häufig der Begriff der Identitätspolitik. Trumps Anhänger ist es also egal, ob er lügt oder nicht, solange er die gemeinsamen Ziele und Werte beschützt und sich gegen den politischen Gegner erfolgreich zur Wehr setzt.

3.   Frage: Deutschlands beliebtester Politiker, Robert Habeck, hat sich von Facebook und Twitter verabschiedet. Finden Sie das generell empfehlenswert?
Bei Politikern finde ich es grundsätzlich sinnvoll, wenn sie die Mittel der digitalen Kommunikation nutzen. Auf diese Weise ist ein direkter Draht zum einzelnen Bürger möglich. Gleichzeitig erfordert die Pflege sozialer Medien sehr viel Aufmerksamkeit. Wenn Politiker dafür keine Zeit aufbringen wollen, dann habe ich dafür Verständnis.

4.      Frage: Was läuft falsch in der Diskussion zwischen der Politik und den Bürgern, wenn die Wählerwanderung zur AFD immer größer wird?
Es scheint verschiedene Gründe für den Aufstieg der AfD zu geben. Zu diesen Gründen zählen meines Erachtens die stetig wachsende Beschleunigung der kulturellen Veränderung, die wahrgenommene Handlungsschwäche der Politik und die Digitalisierung der politischen Kommunikation. 

5.      Frage: Wie schätzen Sie die Wirkung der Schüleraktion „Fridays for Future“ ein? 
Ich würde mir wünschen, dass diese Bewegung die Politik zu einem entschlosseneren Handeln bewegen kann. Allerdings glaube ich nicht, dass wir hier kurzfristig entscheidende Veränderung sehen werden. Letztlich gilt auch hier: Die Politik ist kein Sprint, sondern eher ein Marathon.

6.      Frage: Über welches Thema sprechen Sie auf dem Zukunftsfestival des GFB am 5. Mai und was wollen Sie mit Ihrem Vortrag erreichen?
Ich möchte über die Herausforderung der Digitalisierung für Demokratien und das politische Handeln des Einzelnen sprechen. Wir leben in einer sich verändernden Informationsumgebung. Die Digitalisierung eröffnet neuartige Kommunikationswege und -räume. Damit sind Chancen und Risiken verbunden. Gleichzeitig erleben wir global ein Erstarken von autoritären Bewegungen. Dass diese beiden Entwicklungen zusammenhängen, darüber möchte ich gerne sprechen.