Prof. Dr. Niko Paech

Niko Paech lehrt und forscht an der Universität Siegen als außerplanmäßiger Professor im Bereich der pluralen Ökonomik.

Seine Schwerpunkte sind Umweltökonomie, ökologische Ökonomie und Nachhaltigkeitsforschung.  

Paech ist Wachstumskritiker und hat in Deutschland den Begriff Postwachstumsökonomie geprägt.

Seine beiden neuesten Bücher sind:

Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie.

und

All you need is less. Eine Kultur des Genug aus ökonomischer und buddhistischer Sicht 

Wann spricht Dr. Paech und was kostet Sie das?

Am Sonntag, 5. Mai um 13:35 Uhr

und er nimmt ab 17:00 Uhr am Science Hock unterm Sternenhimmel teil.

Es kostet Sie nichts - jedoch bitten wir Sie um eine Spende, sofern Sie beeindruckt waren. 

Was Sie allerdings sein werden.

Und hier gibt es schon mal einen Vorgeschmack - ein spannendes Interview mit Niko Paech!

Und direkt darunter die Aufzeichnung seines Vortrags auf dem Zukunftsfestival.

 


Fragen an und Antworten von Niko Paech 

 

  1. Frage: In Ihrem Beitrag „Mythos Energiewende“ für das Buch „Geopferte Landschaften“ sprechen Sie vom geplatzten Traum von rückstandslosen grünen Wachstum. Gibt es gar keine Energiewende?
    Antwort: Nein, es gibt derzeit leider nur eine Landschaftswende. Eine echte Energiewende müsste auf genügsamen Lebensstilen beruhen, um den Energieverbrauch radikal zu senken. Die auf erneuerbaren Energieträgern beruhenden Technologien werden maßlos überschätzt und dienen als Alibi dafür, die wichtigen Handlungsbereiche - vor allem den Verkehr - nicht antasten zu müssen. Nur in einer Postwachstumsökonomie könnte das 2-Grad-Klimaschutzziel noch erreicht werden. 
  2. Frage: Was genau versteht man unter der Postwachstumsökonomie?
    Antwort: Puh… das kann ich hier nur skizzieren. Grob vereinfacht sind zwei Entwicklungsrichtungen vonnöten, nämlich erstens ein Zeitalter der Entrümpelung, also eine Suffizienzbewegung, und zweitens eine neue Balance zwischen Selbst- und Fremdversorgung, also mehr Subsistenz. Suffizienz kehrt das moderne Steigerungsprinzip ins Gegenteil um: Kreative Reduktion als Gestaltungsprinzip. Wir könnten viele Energiesklaven, Komfortkrücken und Infrastrukturen ausfindig machen, die wir gar nicht nötig haben – ganz gleich ob elektrisches Küchengerät, Wellness-Rezeptur, Flugreise oder Wohngebiet. So sparen wir Zeit, Geld, Raum und ökologische Ressourcen. Weg mit dem Wohlstandsschrott, der nur unser Leben verstopft! Der zweite Ansatzpunkt zielt darauf, unabhängiger von geldbasierter Fremdversorgung zu werden. Eigenarbeit ist angesagt! Wer durch handwerkliche und manuelle Versorgungsleistungen unentgeltlich produktiv ist, und zwar sowohl für sich selbst als auch das nahe soziale Umfeld, schlägt drei Fliegen mit einer Klappe: Erstens ist es der beste Selbstschutz gegenüber zukünftigen Ressourcenknappheiten, die das aktuelle Wohlstandsmodell unbezahlbar machen.
    Zweitens schützen wir direkt die Umwelt. Und drittens mildern wir strukturelle Wachstumszwänge, die einem geldbasierten, arbeitsteiligen Industriemodell innewohnen.

 

  1. Frage: Seit 50 Jahren steht die Menschheitsuhr angeblich auf „5 vor 12“. Sehen Sie das auch so – und haben Sie dann noch Lust auf Zukunft?
    Antwort: Solange die letzte Weizenbierbrauerei noch nicht geschlossen ist, gebe ich nicht auf. Je drängender die Probleme werden, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass der Handlungsdruck steigt und immer mehr Menschen erfasst.

 

  1. Frage: Sie kritisieren bei der Wärmedämmung, der Windenergie, den Fotovoltaik-Anlagen die damit häufig verbundenen Rebound-Effekte. Was genau verstehen Sie darunter?
    Antwort: Unter Rebound-Effekten versteht man die unerwünschten Nebenwirkungen beim Versuch, unser Wohlstandsmodell von Umweltschäden durch technische Innovationen abzukoppeln. bei den materiellen Rebound-Effekten werden Umweltschaden nur verschoben. Ein Beispiel bilden eMobile, die zwar kein Benzin brauchen, aber dafür andere Substanzen und Strom, dessen Produktion wiederum Flächen benötigt. Ein zweites sind finanzielle Rebound-Effekte, etwa wenn jemand für das durch ein wärmegedämmtes Haus gesparte Geld ein Flugticket kauft.

 

  1. Frage: Worin bestehen die Lösungen für die Weltwirtschaft, die Sie anbieten?
    Antwort: Zunächst müssen wir in Europa einen Lebens- und Versorgungsstil entwickeln, der global übertragbar ist, basierend auf einer 20 Stunden-Arbeitswoche, so dass ein bescheidenes monetäres Einkommen durch Subsistenzleistungen ergänzt wird. Maßgabe ist dabei, dass jeder Mensch im Durchschnitt mit 2 bis 2,5 Tonnen CO2 pro Jahr auskommt. 

 

  1. Frage: Das Gemeinwohl-Forum-Baden zieht aus den Analysen und Erkenntnissen der Postwachstumsökonomie und der Gemeinwohl-Ökonomie diese Aufforderung an uns alle: „Werde sesshaft, lebe autark und genieße das Leben!“ Ist das auch Ihr Motto?
    Antwort: Ja, dass kann ich durchaus unterschreiben.

 

  1. Frage: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten …?
    Antwort: Verbot von Kreuzfahrten und Urlaubsflugreisen.